Nach mehrmaliger Verschiebung konnte ich heuer endlich mit Grönland die erste OL-Destination im Nordatlantik besuchen und gemeinsam mit meiner Frau von 30.6.-8.7. wunderbare Tage im nördlichsten Land der Erde verbringen. Und dazu gab es 6 OLs innerhalb von 6 Tagen als Rahmenprogramm.
Anbei ein paar Dinge, die Orientierungsläufer/-innen über Grönland unbedingt wissen sollten.
Habt ihr schon gewusst, dass ...
... Grönland etwa 25x so groß wie Österreich ist aber nur knapp 56.000 Menschen dort leben (ein Großteil (88%) davon sind die Grönländer (Inuit – die Bezeichnung Eskimos ist verpönt), der Rest kommt meist aus Dänemark)
... der Name (Grönland = Grünland) eigentlich auf eine Fehleinschätzung zurückgeht, als die ersten europäischen Einwanderer von Island kommend in einem der wenigen wirklich grünen Teile in Südgrönland gelandet sind. Mehr als 80% von Grönland sind nämlich von ewigem Eis bedeckt.
... Grönland zwar zu Dänemark gehört, aber ein eigener Staat im Staat ist
... Straßen in Grönland immer schon am Ende der Siedlungen enden – man reist mit dem Flugzeug, Helikopter oder – auf kürzeren Distanzen – mit dem Schiff (Motorräder sind übrigens in Grönland generell verboten)
... in unserer ersten Destination Ilulissat (=Eisberg) ungefähr 4.500 Menschen, aber auch 3.500 Schlittenhunde leben
... Grönland eines der gelsenreichsten Gebiete weltweit ist, es aber recht wirksame Gegenmittel gibt (außer gegen die Viehmücken im August, gegen die angeblich nur Moskitonetze helfen)
... es ein eigenes Kartensymbol für die Gebiete gibt, in denen sich die Schlittenhunde aufhalten und dringend empfohlen wird, diese nicht zu durchlaufen, siehe beispielsweise die Karte vom Sprint der Grönlandmeisterschaften
... es um diese Jahreszeit in Grönland nicht nur 24 Stunden am Tag hell ist, sondern sogar 24 Stunden lang die Sonne scheinen kann (und zwar in unserem Fall sechs Tage lang fast ununterbrochen)
... es in Grönland Anfang Juli mehr als 20 Grad haben kann, aber eine Bootsfahrt am Meer zwischen den Eisbergen so ziemlich das kälteste Erlebnis ist, das man sich vorstellen kann
... die Laufgebiete zwar völlig baumfrei sind, aber sich trotzdem bei manchen Kartenzeichnern sehr viel weiß auf der Karte findet. Das liegt aber weniger an den – vor allem in Nuuk reichlich vorhandenen – Schneeflächen als an der besseren Lesbarkeit (Anmerkung: überhaupt lag in den Laufgebieten des Nuuk-O-Festivals bis 20. Juni noch eine geschlossene Schneedecke).
... die Gebiete OL-technisch sehr anspruchsvoll und durchwegs im skandinavischen Stil gezeichnet sind (obwohl auch Cesare Tarabocchia aus Triest/Italien sehr viele – sehr gute – Karten aufgenommen hat )
... die Belaufbarkeit meist extrem schwierig ist und der Boden – neben den Schneefeldern mit zum Teil tiefen Spalten - eine Mischung aus recht gut belaufbaren Felsen, Sümpfen und sehr ruppigem und steinigem Heideboden ist – das drückt den Kilometerschnitt in Kombination mit den vielen Höhenmetern gewaltig. Was auf die Orientierungsläufer/-innen wartet ist auf den Bildern von IOG und im Album von Christian Wennecke zu sehen.
... das AMO (Arctic Midnight Orienteering) ein echtes Extremerlebnis ist. Auf langen und sehr schwierigen Strecken (immer wieder auch mit kleinen Kletterpartien garniert) bis zu 20 Kilometern wird im Massenstart losgelaufen, alle Teilnehmer/-innen erhalten eine Trillerpfeife und das Laufen in Gruppen wird ausdrücklich empfohlen (was wie in meinem Fall zu einem Massenzielsprint nach mehr als zwei Stunden Laufzeit geführt hat)
... die North-Atlantic-Orienteering-Championships (NATLOC) für Island, die Faroer Inseln und Grönland ausgetragen werden, aber jeweils nur von regionalen Läufer/-innen und wenigen Ausländern besucht werden (soll heißen, auch innerhalb Grönlands wird von den OLern kaum gereist und auch Isländer und Faroer waren keine am Start)
... Belgien die schnellsten OLer hat – neben Yannick Michels bei den Herren (heuer schon unter 14 Minuten über 5000m) gibt es auch sehr schnelle Damen. So war in Grönland die nach eigenen Aussagen drittschnellste Belgierin am Start (ihre 5000m-Bestzeit: 16:07)
Kurzum: Grönland war eine Reise wert.
Und nächstes Jahr bieten sich um dieselbe Zeit der ICE-O in Island und wieder die NATLOC (2016 ebenfalls in Island) an – wäre schön, wenn wir als etwas größere Gruppe den OLC Graz vertreten könnten (heuer war neben mir übrigens mit Philipp Haider noch ein zweiter Österreicher am Start – er hat vermutlich die Anzahl der in Grönland befindlichen Ärzte signifikant erhöht – für kompliziertere Untersuchungen oder Behandlungen muss man nämlich nach Kopenhagen ausgeflogen werden) .